Anarchen
Status Perfectus
Der Status Perfectus wird seit der Gründung des Freistaates von vielen Anarchen als der Grundsatz ihrer Bewegung gewertet. Dennoch folgt nicht jeder Anarch all seinen Prinzipien und manche lehnen ihn sogar komplett ab.
"Wir, die Kinder des Freistaats, erklären hiermit, dass wir und unsere Nachkommen, sowie alle Kinder, die die Freiheit der Unterdrückung und der Tyrannei vorziehen, aller Clans und Generationen, als innewohnenden Bestandteil ihres Wesens die spirituelle Substanz namens Libertas oder freier Wille haben. Wir erklären weiterhin, dass wir, indem wir uns von den Fesseln der Sterblichkeit befreit haben, uns auch von den Kräften befreien müssen, die uns unserer Libertas berauben würden. Wir müssen nicht nur weiterhin für uns selbst kämpfen, sondern auch im Namen unserer Brüder und Schwestern, die durch Unterdrückung, Unwissenheit und Angst ihrer Libertas beraubt werden.
Der Anarchenfreistaat ist der politische Ausdruck dieses Kampfes. Indem wir uns von der politischen Tyrannei befreien, haben wir uns auch entschieden, unsere eigene Libertas und die unserer Bruder- und Schwesterkinder überall zu umarmen.
Aus diesen Gründen geloben wir, die Kinder des Anarchenfreistaat, die wir uns heute Nacht in feierlicher Versammlung treffen, uns zu den folgenden Grundsätzen zu verpflichten:"
1. Anarchen erklären sich frei und selbstständig, ohne Verpflichtung gegenüber einer Person oder einer Organisation.
2. Anarchen erklären sich fähig, sich selbst zu beherrschen, ohne Prinz, Primogen oder anderen Herrscher, ausser denen, die sie selbst wählen.
3. Sie erklären ihre Verbundenheit mit anderen, unterdrückten Kindred weltweit und bieten ihnen ein Heim für Vampire aller Generationen und Clans, sofern sie mit ihnen in Frieden leben wollen.
4. Sie erklären auch ihre Verpflichtung gegenüber ihren unterdrückten Brüdern und Schwestern zu jeder Zeit, überall und versprechen ihnen in allen Umständen im Kampf für die Freiheit beizustehen, die ein Geburtsrecht aller Kindred ist, von jetzt bis in alle Zeit.
5. Sie erkennen ihre Verpflichtung gegenüber der Maskerade und schwören diese zu beschützen und zu verteidigen.
6. Sie anerkennen den Status Perfectus und dessen Wert für alle Kindred.
Allgemeines
“No one holds command over me. No man. No god. No Prince. What is a claim of age
for ones who are immortal? What is a claim of power for ones who deny death? Call your
damnable hunt. We shall see who I drag screaming to hell with me.”
- Günter Dörn, Das Ungeheuer Darin
Nominell lange Zeit eine Faktion innerhalb der Camarilla, fielen die meisten "Anarchen" immernoch unter die Autorität des Elfenbeinturms. Die Camarilla würde behaupten, die Anarchen stehen unter dem Schutz der Sekte, während die Anarchen es als Unterdrückung bezeichnen. Trotzdem erkennen die meisten die Nützlichkeit von Strukturen und nur die radikalsten Mitglieder der Bewegung sind für einen kompletten Rückzug aus der älteren Sekte gewesen. Die Anarchen versuchten den Elfenbeinturm von Innen heraus zu verändern und es in die gutherzige Vampirgesellschaft zu verwandeln, die es gerne behauptet zu sein. Aber was muss sich verändern? Frage zwölfe Anarchen und man bekommt dreizehn verschiedene Antworten. Sie sind sich einig, dass eine Veränderung her muss, aber können sich nicht auf einen gemeinsamen Plan einigen. Gewisse Themen kommen immer wieder zur sprache: Etwa das die Macht der Ältesten auf alle Vampire verteilt werden muss oder das politische Autorität weniger auf Alter und mehr auf Befähigung basieren sollte. Ob solche Verändernungen durch leidenschaftliche Debatten in Elysien oder durch rebellische Aktionen gegen bestimmte Älteste zustande kommen sollen hängt dann aber doch oft von dem jeweilgen Anarchen ab. Anders als der Sabbat, der rebelliert weil Vampire über allen anderen stehen sollten, sind die Ziele der Bewegung zumindest nominell Gleichstellung. Dieser Sinn für Gleichgerechtigkeit ist auch was die Anarchen Bewegung so gefährlich für die Vampirgesellschaft im Ganzen macht. Der Unwillen sich zu verändern ist nicht nur auf die Camarilla beschränkt - die Ältesten des Sabbats oder der unabhängigen Clans haben genau so wenig den Wunsch ihre Macht aufzugeben und viele Ancillae haben hart dafür gearbeitet sich so zu positionieren, dass sie die potentiellen Nachfolger dieser Ältesten werden. Wenn die Rethorik der Anarchen Realität wird, so war all diese Arbeit umsonst. Daher ist es nicht verwunderlich wenn Anarchen den Großteil ihrer Zeit frustriert sind und dazu neigen eine Belagerungsmentalität anzunehmen.
Trotz ihrer Integration innerhalb der Camarilla ist die Anarchen Bewegung eigentlich eine eigenständige Sekte, auch wenn sie kein Level von Organisation besitzen, das sie mit dem Elfenbeinturm, dem Sabbat oder einem der eigenständigen Clans gleichsetzen könnte. Das einzige, das sie vereint, ist ihre Vorstellung davon, wass sie nicht sein wollen. Dies ist recht nützlich als ein Schlachtruf, funktioniert aber nicht sonderlich gut als ein Stellenplan. Dazu kommt, dass Struktur sehr schnell zu stillstand führt und dies ist genau das, was die Anarchen nicht wollen. Dies bedeutet aber nicht, dass die Anarchen gegen Organisation sind. Trotz ihres Namens sind nicht alle Anarchen automatisch Anarchisten - viele wollen die Camarilla oder sogar den Sabbat in eine Art neue Struktur verwandeln, welche oftmals auf sterblichen Regierungsideen basiert ist. Die meisten dieser Strukturen drehen sich um die Idee von irgendeiner Form von Demokratie, aber Variationen von Neo-Feudalsystemen oder sogar Faschismus wurden getestet (mit variierenden Erfolgen). Einer der wenigen Punkte, bei dem sich Anarchen generell einig sind, ist das es immer jemanden geben muss, der die Führung übernimmt und dieser Vampir wird generell als ein Baron bezeichnet.
Entsprechend alle dem vorhergegangenen ist es nur relativ geringe Zeit her, seit dem die Anarchen fähig waren eine gemeinsame Identität zu besitzen. Nach der zweiten Anarchen Revolte in 1944, die zur Gründung des Anarchen Freistaat von Kalifornien geführt hatte, beschloss der Revolutions Konzil einen Satz von Prinzipien zur Selbst-Regierung des Freistaates einzusetzen, ehe der Rat sich auflöste - der "Status Perfectus" oder "Der Perfekte Staat". Dieses revolutionäre Schreiben ist das erste seiner Art und gibt den Traum der Anarchen klar und eloquänt für die modernen Nächte wieder. Es rief Anarchen von überall dazu auf sich unabhängig von Clan gegenseitig zu beschützen, versprach eine Kindred-Nation frei von der politischen Unterdrückung und Vorurteilen der Ältesten und schwor diese Freiheit für alle Vampire unabhängig von Herkunft aufrechtzuhalten. Sie erklärt das freier Wille - oder "Libertas" - ein fester Teil der spirituellen Natur der Vampire sei und das alle Kindred zusammen daran arbeiten sollten sich von den Mächten zu befreien, die sie ihrer Libertas berauben wollen. Einige Anarchen lehnen Teile oder sogar den gesamten Status Perfectus ab, aber es ist trotz dessen ein extrem einflussreiches Dokument innerhalb der Bewegung und das Nächstbeste was die Sekte als eine Art vereinigenden Satz von Prinzipien besitzt.
Unabhängig davon, was die Anarchen an Organisation fehlt, machen sie mit Leidenschaft mehr als nur wett. Von dem direktesten, wütenden Neonate-Punk bis hin zum eloquentesten und ruhigen Intelektuellen, sind die Anarchen kollektiv ehrgeizig - was der Bewegung eine Dynamik gibt, die viele Kindred schlichtweg nicht gewohnt sind. Noch erschreckender für viele Vampire: die Anarchen scheinbar generell sogar daran zu glauben, was sie sagen. Ahnen versuchen es als Naivität oder Unerfahrenheit im Djihad abzutun, aber diese jungen Vampire scheinen zu erreichen, was Jahrhunderte von Manipulation und Macht nicht schaffen konnten. Und Veränderung erfüllt die bestehenden Machthaber mit Angst. Die Anarchen Revolte von vor Jahrhunderten flammt in den modernen Nächten wieder auf und viele Anarchen denken die Zeit sei gekommen die Nächte zurück zu erobern.
Traditionelle Festungen: Los Angeles, San Diego, San Francisco
Praktiken
Einige Kindred denken fälschlicherweise dass die Anarchen Bewegung nur ein Kollektiv frisch erschaffener Brujah sei, die gegen ihre Besseren wettert. Sie sind oft überrascht zu lernen, wie weltoffen die Sekte wirklich ist. Für jeden lauten, dreisten Neonaten, der alles niederreissen will, gibt es auch einen nüchternen, nachdenklichen Ancilla, welcher den Idealen der Bewegung verschrieben ist. Die Anarchen hätten nicht so lange durchgehalten, wenn sie alles nur Rebellen ohne einen Plan wären oder wenn sie nur eine Handvoll von Clans gewesen seien, welche in ihren Leidenschaften verwickelt waren. Vielfalt, der Umstand, der so viel Unordnung innerhalb der Sekte verursacht, ist auch eine der größten Stärken der Bewegung.
Tragischerweise fallen Vampire oft darauf zurück Dominanz untereinander klar zu machen und eine solch gemischte Ansammlung von Kainiten braucht einen Weg um klar zu machen, wie die Hackordnung aussieht. Für Kindred, die versuchen klar zu machen das Befähigung der klare Wegweiser innerhalb von Vampir-Regierungen sein sollte, ist Status und Rangordnung nicht nur ein inkompatibles Konzept, sondern für manche sogar aktiv feindselig. Stattdessen vertrauen Anarchen darauf ob oder ob sie nicht persönlich von dem jeweils anderen Anarchen gehört haben, statt sich darauf zu verlassen was der eine oder andere Vampir als wichtig erklärt hat. Daher baut Status bei den Anarchen oft auf Ruf auf - eine Kombination von Eigenwerbung, Mundpropaganda und direkter Prahlerei, die einen Vampir innerhalb und ausserhalb seiner eigenen Baronie bekannt macht. Dies ist aber nicht immer gleichwertig mit einem politischen Titel oder einem Grad von Autorität - es gibt titellose Vampire (etwa den berüchtigten Smiling Jack) welche einen deutlich bekannteren Ruf als viele Barone haben. Ob der Ruf dabei aber positiv oder negativ gewertet wird, ist zweitrangig. Wie Oscar Wilde schon sagte: "There is only one thing in life worse than being talked about, and that is not being talked about."
Die Struktur der Anarchen
Anarchen haben aufgrund ihrer teilweise sehr unterschiedlichen Ansichten, wie die Revolution aussehen soll, selten bis keine geeinigte Führung. Oft ist der lauteste, stärkste oder fähigste Vampir der Anführer, manchmal auch eine Mischung aus allen drei. Echte Ränge gibt es innerhalb der Bewegung nur mit wenigen Ausnahmen.
Ohne eine geeinte Führung gibt es auch kein Kindred, dass die gesamte Stadt als seine Domäne erklären kann. Stattdessen ist der Freistaat in mehrere, kleinere Gebiete unterteilt, die man generell als Baronien bezeichnet, welche von einem Baron regiert wird. Nicht jede "Baronie" wird aber von einem Kindred beherrscht, das sich selbst auch als Baron bezeichnet. In den Fällen von z.B. den Crypt's Sons oder den El Hermandad wird der jeweilige Anführer eher als "Gang-Leader" oder "Warlord" bezeichnet, auch wenn er vom Einfluss und ihren Aufgaben den Baronen gleichgestellt ist. Manche Gebiete oder Baronien besitzen auch gar nicht erst einen gewählten Anführer. Dies kann daran liegen, dass die Anzahl der Vampire zu gering ist um solch eine Wahl oder Titel sinnvoll zu machen oder weil die betreffenden Kainiten entschieden haben, dass sie keinen Baron brauchen. Dies kommt besonders in solchen Gebieten vor, die von den Gangrel dominiert werden, da diese generell uninteressiert an irgendeiner Form von Politik sind.
Baron
Der Baron ist das Kindred, auf den sich die Vampire des entsprechenden Gebietes als Anführer geeinigt haben bzw. derjenige der den größten Einfluss hat. Sein Gefolge besteht meist aus seine eigenen Nachkommen und Ghoulen. Baronien sind dabei oft in einer Art von Neo-Feudalismus geordnet - der Baron ist der Herrscher seiner Domäne, macht die Regeln und Verbote des Gebietes und ist generell die Person, der man Respekt zollt, wenn man sich in dessen Herrschaftsbereich aufhält.
Warlord
Warlords sind jene Anarchen, die so charismatisch oder gewalttätig sind, dass sie eine Gruppe von ruhelosen Abschaum zu einem kämpfenden Aufstand anstacheln können. Kriegsherren können Gang-Leader, Kultpriester, politische Ideologen oder Schlägergewerkschaftsführer sein – wie auch immer der Fall sein mag, sie repräsentieren die motivierende Führung kämpfender Fraktionen in Anarchen-Domänen.
Reeve
Der Anarch-Reeve ist ein scheinbarer Widerspruch, ein Hüter von Ordnung in Anarchen-Domänen, die solche Ordnung und Autorität typischerweise verachten. Dennoch sind nur wenige Barone so töricht, reinste Anarchie in ihren Domänen zuzulassen, denn alles, was es braucht, ist ein verdammter Blutsauger, um die Maskerade zu zerstören. Ein Reeve ähnelt einem Camarilla-Sheriff, hat aber oft noch weniger Rechenschaftspflicht. Viele Schläger landen in dieser Rolle, aber rücksichtslose Möchtegern-Reeves sollten aufpassen: In einer Anarchen-Domäne kann ein Baron sich auf die Seite der Kindred stellen, die entscheiden, dass genug genug ist und es Zeit ist, eine physische Änderung in der Einstellung des Reeves herbeizuführen.
Sweeper
Die Aufgabe eines Sweepers ist einfach: Er geht herum und beobachtet andere Vampire im Anarchen-Territorium, notiert Namen und Gesichter und, wo möglich, Einstellungen, Fähigkeiten, Clan-Herkunft und alles andere, was er entdecken kann. Die Barone selbst ziehen es vor, einen Vampir, der diese Position innehat, als Gegenspieler oder sogar als Zensusaufnehmer zu bezeichnen, aber die meisten Anarchen verwenden die Begriffe Sweeper, Proctor, Sherlock oder sogar gelegentlich Abakus.
Emissary
Diese Anarchen müssen den Olivenzweig zu den anderen Sekten tragen. Sie müssen verhandeln, feilschen und die Spiele der Präsentation und Diplomatie spielen, wenn sie die Begegnung mit den anderen Sekten überleben sollen. Emissarys werden auch als Botschafter, Herolde und von zynischeren Mitgliedern der Sekte als Verbrauchsmaterial bezeichnet.
Chameleon
Ein informeller Titel, auch bekannt als Bond (nach James), Maulwurf, U-Boot oder Sub. Ein Chamäleon ist ganz einfach ein Spion oder ein Anarch, der einen Posten innerhalb einer der anderen Sekten innehat.
Coyote
Der Kojote hat sich darauf spezialisiert, Kindred in oder aus Domänen zu bringen. In den meisten Fällen schmuggelt der Kojote Anarchen-Überläufer in Anarchen-Domänen und aus ihren Camarilla- oder Sabbat-Territorien heraus. Um es mit den Worten von Joe Sousa - einem Kojoten zu sagen: "Ein gewiefter Kojote weiß, wie man geschickt redet und die Räder des Systems schmiert, und weiß, wie man sich aus einer Situation herausredet... oder sie von Anfang an vermeidet."
Spiele und Streiche
Anders als bei den blutverschmierten Spiele, die der Sabbat als Teil ihrer Ritae nutzt oder der gezwungenen Höflichkeit der Elysien der Camarilla, haben Anarchen generell wirklich Gefallen daran Spaß zu haben oder miteinander Zeit zu verbringen. Sie sind der Meinung das die Existenz eines Kindred nicht nur aus Verrat und Blutlassen bestehen sollte, sondern das man sein Unleben jede Nacht aufs vollste ausnutzen sollte. Sabbati halten solche Ideen für widerlich menschlich, während Zyniker der Camarilla es für die närrische Torheit der Jugend halten, aber die Anarchen interessiert dies nicht. Sie spielen regelmäßig Spiele miteinander und treiben Streiche miteinander (oder an ahnungslosen Kindred). Entweder als Mutproben oder um Frust abzulassen. Einige Anarchen halten wenig von den Spielen und den Streichen. Ihrer Meinung nach machen es diese Praktiken der Bewegung schwer ernstgenommen zu werden, gefährlich sind und die Maskerade bedrohen. Schlimmer noch, sie verschwenden Zeit, die man besser dafür nutzen könnte die glorreiche Revolution der Vampirgesellschaft vorran zu treiben. Natürlich, es ist gefährlich mit 9mm Pistolen Fangen zu spielen, selbst wenn Kopfschüsse nicht erlaubt sind. Ahnen innerhalb des Elysiums verbal in eine Raserei zu treiben macht es wirklich schwieriger für den Baron eine Debatte mit dem lokalen Prinzen zu führen. Unfälle nachzuahmen und um Sterbliche herum zu tun als wäre man eine Leiche ist eine Haaresbreite vom Maskeradenbruch entfernt. Aber die jungen Anarchen sagen: "Scheiß drauf, die Ewigkeit ist zu kurz." Und so gehen die Spiele halt weiter.